Über Bas Kast
Foto © Mike Meyer
Bas Kast
Jetzt mal im Ernst: Das ist doch ein Künstlername, oder?
Könnte man meinen, nicht? Oder dass meine Eltern zumindest sehr originell waren, aber auch das trifft es nicht: Bas ist ein stinknormaler holländischer Name, und da meine Mutter Holländerin ist und einen sehr netten Bas kannte, wurde auch ich auf Bas getauft. Der Nachname ist von meinem (deutschen) Vater, der mich übrigens eigentlich Iwan nennen wollte.
Dann doch lieber Bas!
Wo und wann geboren?
Inmitten von Weinbergen, Landau in der Pfalz (wo ich mich heute noch manchmal mit der Familie treffe, um Wein einzukaufen), am 16. Januar 1973 – mein Vater hatte damals schon einen Job in Holland angenommen, weshalb ich dort die ersten 14 Jahre meines Lebens verbracht habe, und zwar in der Nähe des hübschen Städtchens Utrecht.
Familie?
Frau und Kind! Zwei Kinder, zwei Söhne, Joni und Benni. Wir wohnen derzeit in Rottendorf bei Würzburg, wo meine Frau an der Uni forscht.
Ausbildung, Studium?
Psychologie mit Schwerpunkt Hirnforschung, zusammen mit Christian Keysers, meinem ältesten, besten, treuesten Freund, der mich zeitlebens in den Schatten gestellt hat, egal, warum es ging: ob Abi-Note, ob ums Heiraten, Kinderkriegen oder auch beim Kochen – irgendwie ist Christian mir immer eine Nasenlänge voraus. Keine Ahnung, warum der Herrgott so gemein zu mir ist! Vielleicht will er mich motivieren?
Aber du bist dann Autor geworden?
Mir blieb ja nichts anderes übrig: Es war das einzige, was ich zumindest ein bisschen besser konnte, als Christian (er ist eine Art Legastheniker)!
Sag uns was zu deinem Werdegang als Autor?
Ich hatte wahnsinniges Glück. Ich war auf irgendeiner Veranstaltung, wo ich auf einen liebenswürdig aussehenden Herrn mit Zigarre traf. Wir kamen ins Gespräch, und er bot mir auch gleich eine Zigarre an. Eine herrliche Havanna! Da standen wir also, genüsslich schmauchend, und der Herr stellte sich dann als ein gewisser Gero von Randow von der ZEIT heraus. Er sagte: „Wenn Sie so gerne schreiben, dann schreiben Sie doch einmal einen Text für uns. Wenn Sie Talent haben, merke ich das sofort. Wenn nicht, dann erst recht.“ Also schrieb ich einen Text.
Ein paar Tage später kam ein Brief: „Lieber Herr Kast, Ihr Text ist leider nicht für eine Publikation in der ZEIT geeignet.“ Scheiße, dachte ich. Soviel zum großen Autor. Besser als Christian hieß in diesem Metier offenbar nicht automatisch: gut. Ich las weiter: „Jedenfalls: Sie haben Talent!“ Das ermutigte mich, weiterzuschreiben, bis irgendwann mein erster Text in der ZEIT erschien. Wahnsinn.
Jemand anders hat Erfolg – wie reagierst du?
Man hat jederzeit die Wahl, ob man andere runtermacht, ob man sich vom Neid zerfressen lässt. Sie runterzieht, bis sie wieder dort unten sind, wo auch du gerade bist. Oder man sagt: Nein, verdammt, was du gemacht hast, ist großartig, und ich werde dich verdammt nochmal nicht runterziehen, sondern versuchen, zu dir nach oben zu kommen, auch wenn das anstrengender ist.
Ich empfinde es als großartig, wenn anderen Gutes gelingt. Es ist ein Ansporn. Ich liebe es, wenn andere produktiv sind. Du solltest immer denken: Du verlierst nichts, nur weil andere gut sind. Nimm es als Anregung, auch gut zu sein.
Tipps um Sachbuchautor zu werden?
Viel lesen, von möglichst guten Autoren, so entwickelst du einen guten Stil, einen Standard. Dann klein anfangen, mit Artikeln, erstmal die kleine Form richtig beherrschen. Artikel, Reportage. Das Recherchieren lernen, ich meine: richtig recherchieren lernen, so, dass du ein Thema von allen Seiten beleuchtest.
Recherchieren, bis keine Frage mehr offenbleibt. Dein Gespür für Themen schärfen. Beobachten, was dich bewegt, was andere bewegt. Nach und nach habe ich auch die eiserne Regel entwickelt: Sobald ich jemand (meiner Frau) spontan etwas erzählen will, ein Faktum, eine Studie, ein Detail, dann muss das rein in meinen Text. Bloß diese farbigen Details nicht weglassen!
Wie kommst du auf deine Buchthemen?
Praktisch immer irgendein persönlicher Ursprung: Liebeskummer führt zu Liebesbuch etc. Aber ich bin nicht naiv, ich folge in erster Linie, aber nicht blind meinem Gefühl. Ich verfolge sehr genau, was für Bücher neu erscheinen, wie welches Buch aus welchen Gründen ankommt oder auch nicht. Warum manche gut sind, und trotzdem nicht wahrgenommen werden – und umgekehrt.
Bier oder Wein?
Früher beides, zuerst ein Augustiner oder Tegernsee Helles, dann ein Riesling. Heute nur noch Riesling. Aber was mich betrifft, geht nichts über Champagner. Obwohl ich mich nicht für einen Snob halte.
Tee oder Kaffee?
Früher nur Kaffee, heute beides. Tee: Sencha Uchiyama (hoher EGCG-Gehalt), Kaffee: frisch gemahlener, frisch gebrühter (wichtig aufgrund der flüchtigen, leicht verderblichen Substanzen) Filterkaffee.
Dein größter beruflicher Erfolg?
Der Ernährungskompass.
Deine größte Angst?
Gute Frage …. Von den realistischen, vielleicht: unbedeutend zu sein, ignoriert zu werden. Nicht zu zählen. Ja, nicht zu zählen oder auch nur das Gefühl vermittelt zu bekommen, finde ich schrecklich.
Persönlichkeiten, die dich beeindrucken.
Elon Musk, Hans-Magnus Enzensberger, Marvin Minsky (R.I.P.)
Ein wesentlicher Charakterzug von dir, wäre …
… Dinge nicht bierernster zu nehmen, als sie genommen werden sollten. Ich bin selten ganz ernst. Distanz, Humor, nicht ernst nehmen können, ist irgendwie Teil meines Lebensgefühls. Aber dann auch wieder kann ich plötzlich sehr ernst werden. Nur ganz weniges ist wirklich, wirklich wichtig: Wenn es sich meldet, nimm das ernst, kümmer dich ganz und gar darum.